Romolo Perrotta • Heideggers Jeweiligkeit
Jeweiligkeit stellt einen der auschlaggebenden Schlüsselbegriffe der heideggerschen Terminologie dar: Damit wird das Ergebnis der Stellung der Seinsfrage, d. h. der ontologische Unterschied und die Seinsvergessenheit, ausgedrückt. Gemäß der frühen heideggerschen phänomenologischen Einstellung drückt Jeweiligkeit (so wie die Termini je, jeweilig und jeweils) nicht das Was des Seins, sondern das Wie des Seinsgeschehens aus; alles, was ist, geschieht jeweils, d. h. in einer zeitlich bestimmten Weise, so daß bei Heidegger - beginnend seit den vierziger Jahren - das Seiende als solches als "das Je-Weilige" fast regelmäßig zur Bezeichnung kommt. Daraus erhellt aber, daß alle Weisen des Seinsgeschehens, also der Geschichte des Seins, durch die Struktur der Jeweiligkeit bestimmt sind: das Urphänomen des Lebens sowie das In-der-Welt-sein des Daseins, die Lagen, davon ausgehend jedes beliebige auslegende - d. h. hermeneutische - Verstehen geführt wird, sowie die Sprache und sogar das Denken selbst.
Als ontologisch-geschichtliche Kategorie - die die Hauptinstanz des zeitlichen Grundes des Seins zusammenfaßt - zieht sich so die Jeweiligkeit durch die ganze heideggersche Überlegung (von den ersten, 1919 als Privatdozent in Freiburg gehaltenen frühen Vorlesungen bis Ende der Fünfzigerjahre, also vor und nach der sogenannten Kehre) und betrifft die wesentlichen und teilweise komplexeren Aspekte seines Denkens, jedoch auch dessen Aktualität.
Der Autor Romolo Perrotta, geb. in Cosenza, Italien, 1962. Studium der Philosophie, Geschichte des Urchristentums (bei L. Cirillo); Dr. phil. in Wien bei M. Benedikt und R. Heinrich; Assistenzprofessor an der Universität Kalabrien. Publikationen mit folgenden Schwerpunkten: Religionsphilosophie, Phänomenologische Aspekte der Freiheit und des Schönen, Analytische Psychologie, Heidegger, Evolutionäre Erkenntnistheorie. 297 Seiten