Spannungsfelder: Literatur und Gewalt
Tagungsband des 3. Studierendenkongresses der KomparatistikThomas Erthel / Christina Färber / Nicolas Freund / Elisa Leroy / Ulrike Melzer / Tobias Unterhuber (Hrsg.)
Warum beschäftigt sich Literatur mit Vernichtung? Engen die Regeln einer Ästhetik Literatur gewaltsam ein? Wie übt Propaganda Gewalt aus, und ist nicht auch Deutung immer ein Gewaltakt? Kann Literatur mit den ihr eigenen Mitteln Gewalt verhandeln – oder ist Gewalt das schlechthin Unvermittelbare? Gewalt wird an Literatur verübt, Gewalt wird in Literatur dargestellt, Gewalt wird durch Literatur selbst ausgeübt. Der vorliegende Tagungsband zum 3. Studierendenkongress der Komparatistik 2012 versammelt ausgewählte Beiträge, die diesen Fragen durch detaillierte Analyse zahlreicher literarischer Texte jenseits nationaler, epochaler und medialer Grenzen nachgehen. Darüber hinaus zeigen sie, inwiefern das Spannungsfeld Literatur und Gewalt zur theoretischen Reflexion über die Methoden der Komparatistik und das Medium Literatur selbst einlädt.
Inhalt
Thomas Erthel, Christina Färber, Nicolas Freund, Elisa Leroy, Ulrike Melzer, Tobias Unterhuber: Einleitung 9
Gewalt an Literatur
Katharine Apostle: Die Gewalt der Schriftlichkeit. Übersetzen als exophone Taktik in Yoko Tawadas Arufabetto no kizuguchi (Die Wunde des Alphabets) 15
Vera Kaulbarsch: Die Gewalt des Lesens. Ein Versuch jenseits des Subjektiven mit Maurice Blanchot 27
Tobias Unterhuber: Die Gewalt der Interpretation(en) – Textinterpretation als hegemonialer Akt und hegemoniale Strukturen der Literaturwissenschaft 33
Charlotte Klink: Einschrift. Schrift und Markierung in den Arbeiten Anselm Kiefers und Cy Twomblys 39
Daniel Schierke: Mit dem Hammer schreiben. Nietzsche liest Nietzsche 47
Daniel Kazmaier: Akte(n) der Gewalt. Pascals literarische Figuration der Hand Gottes in den Pensées und den Lettres Provinciales 57
Simone Stirner: Gewalt der (Fremd-)Sprache in der Lyrik von Paul Celan und Anton Shammas 69
Daniel Warwel: Gewalt am Schreiben, Gewalt am Text: Die Leere bei Georges Perec und Jonathan Safran Foer 79
Gewalt durch Literatur
Elisa Leroy: „Upon these eyes of thine I’ll set my foot.“ Gewalt auf der Bühne 1607/1998 91
Swetlana Boos: „... das Theater eingerissen und meine Partitur verbrannt.“ Gesamtkunstwerk und Gewalt bei Wagner und Lars von Trier 101
Sebastian Seidler: Das unzerschnittene Bild. Über den Zusammenhang von Gewalt, Distanz und Dauer am Beispiel von Michael Hanekes Funny Games und Gaspar Noés Irréversible 113
Christopher Rudoll: Wann Gewalt ‚Schuld’ erzeugt. Rezeptions - ästhetische und narratologische Konsequenzen einer diskurs- analytischen Überlegung 123
Andreas Straßer: ‚Mein erster Toter‘ – Über Gewalt in den und durch die Aufzeichnungen des Rudolf Höß 133
Gewalt in Literatur
Reinhard Babel: Gewaltsames Erzählen. Zur Gewalt des Narrativen bei Roberto Bolaño 143
Judith Schönhoff: Parzival und der Rote Ritter. Ritterlicher Zweikampf und Schuld in den Gralsromanen von Wolfram von Eschenbach und Chrétien de Troyes 157
Manuel Ghilarducci: ‚Symbolische Gewalt’ in der deutschen und russischen Literatur nach dem Zusammenbruch der DDR und der UdSSR am Beispiel von Kurt Drawert, Gert Neumann und Vladimir Sorokin 171
Laura Fuchs-Eisner: Die Repräsentation von Gewalt in Yvonne Veras Stone Virgins „L'éclatement du beau qui nous déborde“ als soziopolitische Botschaft 187
Nicolas Freund: „Als ob Einem die Augenlid er weggeschnitten wären.“ Versuch über das Verhältnis von Gewalt, Melancholie und Erhabenem 195
Manuel Mühlbacher: Gewalt als Grenzüberschreitung. Der Marquis de Sade und die empfindsame Literatur 207
Frauke Janzen: „In ihren Gedanken war kein Wort geblieben“: Gewalterfahrung als das Nicht-Sagbare in Reinhard Jirgls Die Unvollendeten (2003) und Theodor Buhls Winnetou August (2010) 219
Johanna Vollmeyer: Der Andere in Mir – Das Motiv der verfeindeten Brüder. Ausdruck der Erinnerungskonkurrenz bei Reinhard Jirgl und Juan Benet 229
Mara Maticevic: Fiktionalisierung des Holocaust 241
Nerea Vöing: „THIS IS NOT AN EXIT“: Die Spirale der Destruktion in der Gegenwartsliteratur 251
Angaben zu den Autorinnen und Autoren 261
Peter Lang, Münchener Studien zur literarischen Kultur in Deutschland - Band 46, Hardback, 264 Seiten