Hermann Louis Brill 1895-1959 • Widerstandskämpfer und unbeugsamer Demokrat
Renate Knigge-Tesche, Peter Reif-Spirek (Hrsg.) Hermann Louis Brill (* 9. Februar 1895 in Gräfenroda; † 22. Juni 1959 in Wiesbaden) war ein deutscher Politiker (USPD, SPD), Widerstandskämpfer, Hochschullehrer und Publizist. Er war zwischen 1919 und 1953 während der Zeit des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der Bundesrepublik in verschiedenen Parlamenten Abgeordneter. Von Juni bis Juli 1945 war Brill unter amerikanischer Besatzung Regierungspräsident von Thüringen, von Juli 1946 bis September 1949 Chef der Hessischen Staatskanzlei unter den Ministerpräsidenten Karl Geiler und Christian Stock.
Nachdem im Januar 1930 eine bürgerlich-nationalsozialistische Koalition die Regierung in Thüringen übernommen hatte, begann für Brill der Kampf gegen den Nationalsozialismus. Als Mitglied des thüringischen Staatsgerichtshofes sowie als Landtagsabgeordneter kämpfte er vor allem gegen die Politik des nationalsozialistischen Innen- und Volksbildungsministers Wilhelm Frick. Als Vorsitzender eines Untersuchungsausschusses, den der thüringische Landtag zur Untersuchung der Praktiken Fricks 1932 eingesetzt hatte, lud Brill auch Adolf Hitler als Zeugen vor. Nachdem Hitler in Deutschland an die Macht gekommen war, trat Brill im Mai 1933 aus der SPD aus, weil er von der passiven Haltung der Sozialdemokraten gegenüber Hitler enttäuscht war. Ein Jahr später gründete er in Berlin zusammen mit dem Buchhändler Otto Brass die Widerstandsgruppe Deutsche Volksfront, zuvor war er führend in der Widerstandsbewegung Neu Beginnen tätig. Brill schrieb während dieser Zeit Aufsätze und Flugblätter und wurde mehrfach von der Gestapo verhaftet. Wegen Hochverrats wurde er schließlich zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt und verbrachte vier Jahre im Zuchthaus Brandenburg-Görden.
Ende 1943 wurde er ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Dort gründete er am 5. Juli 1944 ein illegales Volksfrontkomitee und wurde dessen Vorsitzender. Weitere Mitglieder waren Werner Hilpert, Walter Wolf und Ernst Thape. Auf Brills Initiative hin fand am 19. April 1945 nach der Befreiung des KZ Buchenwald ein Treffen statt, auf dem das Buchenwalder Manifest der demokratischen Sozialisten verabschiedet wurde.
Thrun-Verlag Wiesbaden, Paperback, 205 Seiten