Ewald Walterskirchen • Der Weg in die Informationsgesellschaft
Zur Evolution von Natur, Technik und WirtschaftWalterskirchen sieht den Weg in die Informationsgesellschaft nicht als Zufall, sondern als zwangsläufiges Ergebnis eines Entwicklungsprozesses. "Gott würfelt nicht" (Albert Einstein). Der Autor entwirft in seinem Buch ein neues Phasenmodell der Evolution, das er das „ISAC-Prinzip“ (Isolation–Symbiosis–Aggregation–Communication) nennt. Die Evolution beginnt auf allen Ebenen mit isolierten kleinen Einheiten und schreitet dann über eine Symbiose- und Aggregationsphase zu weitreichenden Informationsprozessen fort. Jede neue gesellschaftliche Organisationsstufe (Verwandtschaftsprinzip, Staat und Weltwirtschaft) ermöglicht die Koordination größerer Einheiten und ist damit evolutionär erfolgreich.
Der Autor, der auf Habermas' Arbeiten zur sozialen Evolution zurückgreift, schlägt eine Brücke zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften: Die Wirtschafts-, Sozial- und Technologieentwicklung wiederholt in groben Zügen die Evolution der Natur, ihre großen Epochen folgen damit einem vorhersehbaren Pfad. Die Informationsgesellschaft mit ihren elektronischen Kommunikationstechnologien, globalen Netzwerken, riskanten Finanzspielen und narzisstischen Charakteren stellt eine solche große Epoche dar. Ihre Schlüsseltechnologien beruhen auf der elektromagnetischen Kraft und der Kohlenstoffgruppe (Genetik). Evolution und Geschichte machen Sinn, wenn man sie in großen Zeiträumen betrachtet. Sie beruhen nicht bloß auf einer Serie von Zufällen und Selektionsprozessen, sondern werden durch Koordination vorangetrieben.
Walterskirchen zeigt in diesem Buch, dass das „ISAC-Prinzip“ für die kosmische, chemische, biologische und psychische Evolution ebenso gilt wie für die großen historischen Epochen mit ihren Weltbildern, Wirtschaftssystemen, Schlüsseltechnologien und Gesellschaftscharakteren. Daraus lassen sich politische Schlussfolgerungen ableiten, um den Übergang zur Informationsgesellschaft besser zu bewältigen.
Der Autor fordert eine stärkere Schwerpunktbildung in der Wirtschafts-, Technologie- und Bildungspolitik, die den Erfordernissen der Informationsgesellschaft besser Rechnung trägt. Eine erfolgreiche Wirtschafts- und Bildungspolitik muss die Schlüsseltechnologien der Zukunft und die dafür notwendige Ausbildung gezielt fördern. Die Stärke der Informationsgesellschaft liegt in ihrer globalen Vernetzung und weltweiten Koordination.
Passagen Verlag, Passagen Forum, Paperback, 274 Seiten, mit Bleistifteintragungen